Wieder aufgetaucht: Ein wichtiges Inventarteil der Greifswalder Croyfeiern wurde gefunden

Mit dem Fund in der Universitätsbibliothek wissen wir nun, wie dieses Epitaphium, das zehnjährlich bei den Croyfeierlichkeiten in Greifswald gezeigt wurde, tatsächlich aussah: Es war kein hölzerner Wappenschild und keine barock gerahmte Textkartusche. Es handelt sich vielmehr um eine schlichte schwarze Leinenrolle, einer Wandkarte für den Hörsaalunterricht nicht unähnlich, die mit dem lateinischen Text der Grablege in Stolp in Silberfarbe beschriftet wurde. Zusätzlich trägt die Leinwand im letzten Satz den Hinweis, dass es sich um eine Abschrift durch die Greifswalder Gelehrten handele.

Das bedeutende Stück Universitätsgeschichte wurde an die Kunstsammlung der Universität übergeben. Nach gründlicher, fachgerechter Restaurierung wird das Epitaph landeskundlichen Ausstellungen, wie etwa dem Pommerschen Landesmuseum Greifswald, zur Verfügung gestellt und kann zukünftig Croyfeiern als authentische Ausstattung dienen.

Zum Hintergrund

Drei Jahre vor seinem Tod versprach Herzog Ernst Bogislaw von Croy (1620–1684), letzter Nachfahre des pommerschen Herzogshauses, der Pommerschen Landesuniversität in Greifswald Ländereien und repräsentative Pretiosen. Mit der damals unermesslich wertvollen Erbschaft kam der Universität jedoch auch die Verpflichtung zu, für seine 1660 verstorbene Mutter Anna von Croy, der geborenen Herzogin von Pommern, alle zehn Jahre ein Trauer- und Gedenkfest auszurichten. Eine solche Feier hatte bereits 1665 an der Universität Greifswald stattgefunden. Die erste Trauerfeier nach den Vorgaben des Testaments Ernst Bogislaws erfolgte 1710.

Wie der akademische Festakt über hundert Jahre später 1820 begangen wurde, berichtete der Jurist und Historiker Karl Schildener in der Greifswaldischen academischen Zeitschrift 1822: „Dieser Saal, von beträchtlichem Umfang, flach gewölbt, von den beyden Hauptseiten beleuchtet, ist auf folgende Art geschmückt. Im Hintergrunde, der Hauptthüre gegenüber, an der Wand, wo sich die Catheder befinden, ist der große gewirkte Teppich ausgespannt, […], so daß die Kanzel, worauf Luther predigt, sich gerade über den Rednerbühnen befindet. Diese Catheder, sonst von goldnen Verzierungen glänzend, sind heut mit schwarzem Tuch behangen und an der Vorderseite des kleinen Catheders ist das Epitaphium der Herzogin Anna – in silbernen Buchstaben auf schwarzem Grunde – angebracht.“

Der erwähnte „große gewirkte Teppich“ wird heute nicht nur alle zehn Jahre der Öffentlichkeit präsentiert. Er ist als der bekannte Croy-Teppich ein zentrales Exponat im Pommerschen Landesmuseum. Auch das barocke Auditorium, von dem hier Karl Schildener spricht, existiert noch – heute allerdings schlicht und funktional – als Konferenzraum im Unihauptgebäude. Rätselhaft hingegen war den Forschenden der jüngeren Zeit immer, worum es sich bei dem „Epitaphium der Herzogin Anna“ gehandelt haben könnte. Epitaphe sind Gedächtnismale für Verstorbene, zumeist in kirchlichem Kontext. Das steinerne Prunkepitaph für Anna von Croy, der letzten Pommernherzogin, befindet sich noch heute in der Schlosskirche von Słupsk (Polen), dem ursprünglichen Bestattungsort.

Der lateinische Text auf schwarzem Stein ist eine Lobpreisung auf Herzogin Anna und das erloschene Herrschergeschlecht – „Fürstin, Herrin, die frommste, klügste, sanfteste, edelste und mildtätigste jemals“ [Übersetzung von Ole Brauns].

Weitere Informationen
Historische Beschreibung eines Croyfestes
Über den Croy-Teppich der Universität Greifswald
Informationen zu Anna von Croy
Kustodie der Universität Greifswald
 

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Dr. Thilo Habel
Leiter der Kustodie
Domstraße 11, Eingang 4, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3060
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