In Kooperation mit einem internationalen Forschungsteam der Universitäten Greifswald, Umeå, Uppsala und Oulu führt die Wissenschaftlerin den Stickstoffmangel in arktischen Böden auf das Fehlen größerer Bodentiere wie Regenwürmer zurück.
Das während eines Forschungsaufenthaltes entstandene Bildmaterial zeigt, „dass wir die Bedeutung von Regenwürmern für den Nährstoffkreislauf in der Arktis bisher unterschätzt haben,“ so Dr. Gesche Blume-Werry, die als Post Doc am Institut für Botanik und Landschaftsökologie beschäftigt ist.
Der Stickstoffmangel in der arktischen Tundra wurde bisher größtenteils auf das kalte Klima zurückgeführt, denn die Kälte hemmt die Aktivität von Zersetzern im Boden. Die Studie identifiziert nun einen bisher unterschätzten Mechanismus: Größere Bodentiere wie Regenwürmer zerteilen Pflanzenstreu in kleinere Fragmente und verlagern diese tiefer in den Boden, wo sie dann leichter von kleineren Bodentieren zersetzt werden können. Auf diese Weise leisten Regenwürmer einen wesentlichen Beitrag zu Nährstofffreisetzung in Böden. Da diese Bodentiere in der Arktis größtenteils fehlen, läuft der Nährstoffkreislauf wesentlich langsamer ab. Pflanzen bekommen nicht ausreichend Nährstoffe und sind kleiner. Mit steigenden Temperaturen können Regenwürmer und andere größere Bodentiere zunehmend in arktischen Böden überleben. Hinzu kommt, dass sich menschliche Aktivitäten in der Region verstärken, wodurch vermehrt größere invasive Bodentiere in arktische Böden eingetragen werden. Derartige Faktoren müssen in Prognosen zu Tundra-Ökosystemen der Zukunft berücksichtigt werden.
Weitere Informationen:
Blume-Werry et al. (2020): Invasive earthworms unlock arctic plant nitrogen limitation, in: Nature Communications. 11, 1766. https://doi.org/10.1038/s41467-020-15568-3.
Regenwurm-Video aus dem Experiment