Die Studie abgeschlossen, alle Experimente erfolgreich – aber wie gehe ich meine Publikation strategisch und planvoll an? – Wissenschaftliches Publizieren ist keine einfache Sache!
Am 9. Juli 2020 wurde auf der digitalen Netzwerkveranstaltung zum Thema „Wissenschaftliches Publizieren“ mit rund 40 Mentees hinter die Kulissen von Review-Prozessen geschaut. Der Einladung der Fachstelle Mentoring und KarriereWegeMentoring Greifswald folgten Absolventinnen, Doktorandinnen, Postdoktorandinnen sowie Juniorprofessorinnen der KarriereWegeMentoring-Programme der Universitäten Rostock und Greifswald.
Drei Professor*innen aus verschiedenen Fachrichtungen der Universität und Universitätsmedizin Greifswald berichteten über ihre Erfahrungen als Editor*innen und Herausgeber*innen. Prof. Dr. Konstanze Marx ist Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft und Mitherausgeberin der DFG-geförderten Zeitschrift „Journal für Medienlinguistik“ – ein Open-Access-Journal, eines Special Issue der Zeitschrift „Linguistik online“ und darüber hinaus von drei Buchreihen. Prof. Dr. Sabine Müller ist Professorin für Bioorganische Chemie und Mitglied in Editorial Boards u.a. von den Fachjournalen Nucleic Acid Research, und F1000 Research sowie ChemTexts, einem Journal für Lehrtexte. Prof. Dr. med. dent. Hans-Robert Metelmann ist Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Plastische Operationen und Direktor der gleichnamigen Klinik und Poliklinik. Er ist Chief Editor von Clinical Plasma Medicine, Mitglied im Editorial Board von Oral & Maxillofacial Surgery und Herausgeber von Lehrbüchern im Springer Nature Verlag.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch bald schon um die sehr wesentliche Frage: Was macht eine gute Publikation aus? Prof. Sabine Müller fasste es kurz zusammen: „Der Titel muss knackig sein. Die Daten müssen überzeugen“. Prof. Hans-Robert Metelmann rät auch dazu, wenn es zutrifft, Formulierungen wie „First Insights“ im Titel zu verwenden. Prof. Konstanze Marx machte deutlich, dass der Inhalt des Abstracts und die dann im Manuskript präsentierten Ergebnisse konsistent sein sollten. Ihre Erfahrungen sind, dass dies leider oft nicht der Fall sei. Hinsichtlich guter Publikationen von klinischen Studien spielt auch die Bedeutung der Ergebnisse für den Patienten bzw. Patientin eine wesentliche Rolle, so Prof. Hans-Robert Metelmann.
Einen wertvollen Tipp gab Prof. Hans-Robert Metelmann den Nachwuchswissenschaftlerinnen bei der Wahl des „richtigen“ Fachjournals, und zwar auf die zitierten Forschungsgruppen bzw. Fachzeitschriften im eigenen Manuskript zu schauen. Dadurch erfahren sie, welches Journal Arbeiten veröffentlicht, die thematisch zum eigenen Forschungsgebiet passen. Außerdem ist es sinnvoll zu recherchieren, welcher Verlag hinter einem Journal steht oder auch welche (bekannte) Wissenschaftler*innen im Editorial Board sitzen, um so seriöse und unseriösen Zeitschriften voneinander zu unterscheiden. Möchte ich mein Manuskript in einem Open Access Journal veröffentlichen, empfiehlt Prof. Sabine Müller eindringlich, sich über die Konditionen bzw. die Kosten einer Open Access Publikation zu informieren.
Thema der Gesprächsrunde waren auch die Vor- und Nachteile der Anonymität der Begutachtung. Durch die Anonymität von Gutacher*innen soll eine unvoreingenommene Überprüfung ohne Ansehen der Person des Autors oder der Autorin gewährleistet werden. Prof. Konstanze Marx‘ Erfahrung zeigt jedoch auch, dass sich namentlich bekannte Gutachter*innen intensiver und manchmal auch fairer mit einem Manuskript auseinandersetzen.
Im Laufe der Veranstaltung wurde zudem deutlich, dass einige Teilnehmerinnen selber schon Erfahrungen als Gutachterinnen gemacht haben und deswegen Prof. Konstanze Marx sicher darin zustimmen konnten, dass zwar diese „unsichtbare“ Arbeit als Gutachterin sehr zeitaufwändig ist und nicht selten auf die Randstunden des Tages fällt, dafür man jedoch auf der andere Seite als Erste Einblicke in hochaktuelle Forschungsarbeiten bekommt.
Und am Ende bekamen die Frauen eine wichtige Ermutigung von den Professor*innen mit auf dem Weg: Nicht von Ablehnungen einschüchtern lassen, sondern an sich glauben und die Manuskripte beharrlich bei den (Wunsch-) Journalen einreichen!
(Autorin: Stefanie Westermark, KarriereWegeMentoring Universität Rostock)