„Wir sind froh, dass wir endlich wieder für alle Patienten da sei können“, versichert Prof. Uwe Reuter, „also auch planbare Eingriffe vornehmen, von denen so viele verschoben werden mussten“. Der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin Greifswald betont zugleich: „Dass wir weiter starker und leistungsfähiger Versorger der Region sind, ist der konsequenten Sanierung der vergangenen Jahre sowie dem verantwortungsbewussten Handeln im vergangenen Jahr zu verdanken.“ Ein ausgeglichener Haushalt sei in einem solchen Jahr „eine beeindruckende Leistung, zu der ich meinem Vorgänger und der bisherigen Kaufmännischen Vorständin ausdrücklich gratuliere“. Reuter hat die Ämter als Ärztlicher Vorstand und als Vorstandsvorsitzender am 15. Mai 2021 übernommen.
Das Jahr 2020 war auch wirtschaftlich von der Pandemie geprägt: gesperrte Stationen und freigehaltene Betten, Verschiebung planbarer Operationen, daher erheblich weniger stationäre Patienten, zudem teils astronomische Preise, etwa für Schutzausrüstungen, die zugleich in erheblich größeren Mengen beschafft werden mussten. Große Teile dieser Kosten wurden gegenfinanziert, wie Bund und Länder es versprochen hatten. Auch der Laborbedarf, der etwa ein Viertel höher war, wurde erstattet. „Die Politik hat Wort gehalten“, bescheinigt Reuter.
In anderen Bereichen musste die UMG die Mehrkosten selbst aufbringen. Dazu zählen die Testzentren und der Sicherheitsdienst, aber auch die vermehrt benötigten Verbrauchsmaterialien. Einige Produkte kosteten zeitweilig das Achtfache dessen, was vor der Pandemie zu zahlen war. So stieg der Gesamtaufwand für Material gegenüber dem Vorjahr um 6,6 Millionen Euro. Diese Zusatzkosten konnten nach Ansicht von Toralf Giebe, Kaufmännischer Vorstand der UMG nur deshalb aufgefangen werden, „weil sich die Effekte des fünf Jahre zuvor begonnenen Sanierungskurses weiter auszahlen“.
Die Zahl der Mitarbeitenden stieg von 3227 auf 3247 Vollzeitstellen, das sind 60 mehr als fünf Jahre zuvor. Die Steigerung des vergangenen Jahres lag insbesondere am Anstieg bei den Auszubildenden. Sie sind das „Ergebnis unserer gezielten Maßnahmen, junge Menschen für den Pflegeberuf und die UMG als Ausbildungsbetrieb zu begeistern“, erläutert Prof. Uwe Reuter. Insgesamt sind an der Unimedizin 4079 Menschen beschäftigt. Die Personalkosten der Unimedizin stiegen vor allem tarifbedingt um 14,7 Millionen Euro.
Der Umsatz der Unimedizin betrug vergangenes Jahr 275,7 Millionen Euro. Im Jahr 2019 waren es 257,8 Millionen. Dass die Umsatzerlöse um 17,9 Millionen Euro gesteigert werden konnten, liegt unter anderem am erhöhten Landesbasisfallwert (LBFW). Mit diesem werden bei der Abrechnung von Leistungen die Fallpauschalen multipliziert. Der LBFW wird von den Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften auf Landesebene ausgehandelt.
Insbesondere wegen der Corona-Schutzmaßnahmen sank die Zahl der vollstationären somatischen Fälle von 35 680 um 14,5 Prozent auf 30 502. Die daraus resultierenden Leistungsrückgänge wurden durch Freihaltepauschalen weitgehend aufgefangen. Zugleich stieg die durchschnittliche Verweildauer leicht von durchschnittlich 6,56 auf 6,66 Tage. Ein Grund seien schwerere Fälle gewesen, erläutert Toralf Giebe und nennt als zweiten Grund: „Oft fehlten Möglichkeiten der Abverlegung von Patienten in andere Krankenhäuser und Einrichtungen“, so der Kaufmännische Vorstand. Während der Pandemie hätten viele Häuser keine Patienten aus anderen Einrichtungen aufgenommen.
Die Unimedizin Greifswald konnte die Zahl der Drittmittelprojekte im vergangenen Jahr deutlich von 866 im Jahr 2019 auf 1226 steigern. Die in diesen Projekten verwendeten Mittel sanken leicht von 23 auf 22,8 Millionen Euro.
Giebe zum Jahresabschluss 2020: „Vor fünf Jahren haben der Aufsichtsrat und der Vorstand nach sehr schweren Jahren und einem riesigen Defizit vereinbart, die Greifswalder Universitätsmedizin grundlegend zu sanieren. Das ist erkennbar gelungen. Schon 2018 wurde ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt. Dass wir das nun auch für das krisengeschüttelte Jahr 2020 konnten, beweist: Die Unimedizin ist auf dem richtigen Weg, die Maßnahmen greifen langfristig und selbst in solchen Ausnahmesituationen zuverlässig.“ Als Beispiel nennt der Kaufmännische Vorstand die konsequent verbesserte Dokumentations- und Kodierqualität, durch die es weniger Verluste durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen gebe. 2015 hatte die UMG noch über 14 Millionen Euro Defizit erwirtschaftet. Danach hatte sie sich schrittweise dem ausgeglichenen Ergebnis angenähert.
Der Vorstandsvorsitzende Reuter betont jedoch: „Die größte Herausforderung ist und bleibt die bestmögliche Versorgung der Menschen hier in der Region.“ Dazu werde sich die Unimedizin „konsequent weiterentwickeln, neue Konzepte erproben und bestehende Prozesse immer wieder hinterfragen und verbessern“. Exemplarisch nennt er die schnelle und zuverlässige Hilfe für Menschen auf dem Land sowie die optimale Versorgung von Kindern. Gerade wenn es um die Mitgestaltung des zukünftigen Gesundheitssystems gehe, „ist die Universitätsmedizin Greifswald dreifach gefordert: als Krankenhaus, als Forschungseinrichtung und als Ausbildungsort für kommende Ärzte- und Pflege-Generationen“.
Um ein Missverständnis des Jahres 2019 zu vermeiden:
Der jetzt vom Aufsichtsrat bestätigte Haushaltsabschluss bezieht sich ausschließlich auf das Geschäftsjahr 2020.
Ansprechpartner an der Universitätsmedizin Greifswald
Pressesprecher: Christian Arns
Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Walther-Rathenau-Straße 46, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86 5288
christian.arnsmed.uni-greifswaldde