Unterrichtsmaterialien „Wikingergold“ erschienen

Visuelle Darstellung des Lernmaterials
Visuelle Darstellung des Lernmaterials
Ausstellung über den Wikingerschmuck, organisiert von Schüler*innen
Schüler*innen Ausstellung, © Klara Fries, 2023
Fotos von Lernmaterial
Lehrmaterial Wikingerschatz, © Eckart Pscheidl-Jeschke, 2023

Entstanden ist eine visuell ansprechende Materialsammlung, die neben hochwertigem Bildmaterial und Arbeitsblättern auch Expert*inneninterviews mit der Archäologin und Goldschmiedin Heide Nørgaard aus Dänemark und dem Stralsunder Goldschmied Claus Stabenow enthält. Im Zusammenhang mit dem Material wurde auch ein Kurzfilm über die rätselhaften Fundumstände des Hiddenseer Goldschmucks produziert.

„Die Open-Access-Veröffentlichung Wikingergold – eine Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe und Identitäten im Kunstunterricht“ richtet sich an Schüler*innen der 7. bis 10. Klasse und ist fachübergreifend nutzbar. Drei Arbeitspakete – „Der Hiddenseer Goldschmuck“, „Goldschätze aus der Wikingerzeit – Kulturerbe des Ostseeraums“ und „‚Wikinger‘ darstellen und ausstellen“ – können komplementär, aber auch einzeln bearbeitet werden. Jedes enthält einen Einführungstext, Vorschläge zur Unterrichtskonzeption und Arbeitsblätter.

Ziel der Unterrichtsmaterialien ist es, Verbindungen von Geschichte und Geschichtsmythen mit dem Alltag der Schüler*innen aufzuzeigen und zu reflektieren. „Wikingerschmuck“ wird so zum Instrument der Reflexion des eigenen Selbstbildes, und er kann Anstoß für identitätsbildende Prozesse sein.

Konzeption der Unterrichtsmaterialien
Klara Fries und Isabelle Dolezalek, Universität Greifswald.
Forschungsprojekt „Wikingergold – Schatzfunde als translokales Erbe“, Interdisziplinäres Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO), Universität Greifswald. In Kooperation mit dem Stralsund Museum.

Weiterführende Informationen
Link zum kostenfreien Download der Unterrichtsmaterialien

Heutige und historische Schmuckobjekte bieten einen interessanten Ausgangspunkt, um mit Schüler*innen auf Spurensuche zu gehen. In welcher Beziehung stehen Schmuckobjekte zur eigenen Persönlichkeit oder zu anderen Menschen? Enthalten sie Bezüge zu Orten, zu einer Region? Mit welchem Wissen, welchen Erinnerungen sind diese Objekte verbunden? Ausgehend vom Hiddenseer Goldschmuck, einem sechzehnteiligen Schatzkonvolut aus der Wikingerzeit, sollen diese und weitere Fragestellungen Schüler*innen an Vorstellungen von kulturellem Erbe heranführen. Der Schmuck zählt zu den qualitativ hochwertigsten Zeugnissen skandinavischer Goldschmiedekunst des Frühmittelalters und wurde möglicherweise im Umkreis des dänischen Königshofes im 10. Jahrhundert hergestellt, wie stilistische Vergleiche mit ähnlichen archäologischen Objekten nahelegen.

Nach der verheerenden Ostseesturmflut 1872 wurden die sechzehn Schmuckstücke nach Aussage der Hiddenseer Finder*innen nach und nach am Neuendorfer Strand gefunden und vom damaligen Provinzialmuseum in Stralsund angekauft. Bereits wenige Jahre später fertigte der Berliner Goldschmied Paul Telge erste Nachbildungen der kreuzförmigen Anhänger an. Damit begann die bis heute anhaltende Serienproduktion einzelner Objekte als Modeschmuck mit regionalem Bezug zum deutschen Nordosten. In der DDR wurde der Schmuck auch Gegenstand von Konstruktionen eines nationalen Kulturerbes, was sich beispielsweise in der Präsentation eines Kreuzanhängers auf Briefmarken aus den 1970er Jahren zeigt: Als archäologischer Fund der DDR reiste der Anhänger auf der Marke um die Welt.

Das Unterrichtsmaterial umfasst drei große Themenkomplexe, die unterschiedliche Zugänge zur Beschäftigung mit Schmuck, historischen Objekten und Vorstellungen von kulturellem Erbe bieten. So können die Schüler*innen zunächst den Entstehungskontext des Hiddenseeschmucks und die beeindruckenden Herstellungstechniken kennen lernen. Im zweiten Themenkomplex werden am Beispiel der Schatzfunde von Hiddensee und Hoen (Norwegen) Definitionen von kulturellem Erbe reflektiert und über Zuschreibungen von ‚eigenem‘ und ‚fremdem‘ Erbe nachgedacht. Der dritte Teil nimmt populäre Darstellungen und museale Ausstellungen der sogenannten ‚Wikinger‘ in den Blick und bietet Raum zur Reflexion über Mythos und historische Realität. Dies kann auch dazu beitragen, der Instrumentalisierung ‚nordischer‘ Kultur in rechten Narrativen etwas entgegenzusetzen.

Nicht zuletzt werden Wege aufgezeigt, wie sich Schüler*innen künstlerisch produktiv mit den Themen Schmuck, kulturelles Erbe und Identität auseinandersetzen können. Obwohl die Unterrichtsmaterialien vorrangig für den Kunstunterricht konzipiert wurden, können sie auch fachübergreifend genutzt werden. Im Dezember 2022 wurden sie im Rahmen der Projektwoche von Lehramtsstudierenden der Universität Greifswald unter Leitung von Klara Fries am dortigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium getestet. Entstanden sind Mindmaps über die ‚Wikinger‘, selbst gefertigter Upcycling-Schmuck und eine, von den Schüler*innen gestaltete Ausstellung, desselben, inklusive selbst gestalteter Präsentationsvorrichtungen und Beleuchtung (vgl. Bildmaterial).

Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Isabelle Dolezalek
i.dolezalekuni-greifswaldde
Telefon 03834 420 3280

 

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