Pommersches Kulturgut ist digital verfügbar

Die Sammlung spiegelt humorvoll, spielerisch und manchmal bissig sowie traurig den Alltag, die Sehnsüchte und Musizierpraxis der Gesellschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wider. Eine systematische Sammlung von Volksliedern begann in Deutschland 1914 mit der Gründung des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg im Breisgau. Da dort nicht die ganze Sammelarbeit für ganz Deutschland geleistet werden konnte, wurden regionale Sammelstellen eingerichtet, die dem Deutschen Volksliedarchiv zuarbeiten sollten. Für Pommern übernahm diese Aufgabe seit 1926/1927 das Pommersche Volksliedarchiv als eine eigene Forschungsstelle an der Universität Greifswald. Diese wurde von einem Ausschuss geleitet, dem führende pommersche Volkskundler angehörten – u.a. Alfred Haas und Robert Holsten. In den insgesamt zwölf Jahren der Sammeltätigkeit wuchs der Gesamtbestand von Volksliedern, Melodien, Sprüchen und Versen mit ihren örtlich abweichenden Varianten auf rund 14 000 Schriftstücke aus etwa 450 Orten der Preußischen Provinz Pommern an.

Zur geplanten wissenschaftlichen Auswertung kam es jedoch nicht. Zum einen scheiterte das Forschungsprojekt an seinen unbeherrschbaren Dimensionen und zum anderen trugen der ideologische Missbrauch der volkskundlichen Forschung als wissenschaftlicher Disziplin durch den Nationalsozialismus zum Niedergang vieler volkskundlicher Projekte bei. Mit Ausbruch des Krieges im Jahr 1938 kam die systematische Sammelarbeit des Pommerschen Volksliedarchivs endgültig zum Erliegen. Seit Ende der 1950er Jahre galt das Archiv als verschollen. Gleichzeitig wurde die Volkskunde als universitäre Disziplin aufgelöst und war die Beschäftigung mit Pommern politisch unerwünscht, sodass das Pommersche Volksliedarchiv ganz in Vergessenheit geraten konnte.

2014 entdeckte der damalige Leiter des Universitätsarchivs, Dr. Dirk Alvermann, auf dem Dachboden eines alten Universitätsgebäudes das als verschollen geglaubte Pommersche Volksliedarchiv. Ungefähr zeitgleich wurde dem Pommerschen Landesmuseum von einer Privatperson in Neubrandenburg ein weiterer Teil der Pommerschen Liedersammlung angeboten. In Kooperation mit der Universitätsbibliothek Greifswald und dem Greifswalder Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft initiierte Dr. Alvermann daraufhin die Digitalisierung der beiden Sammlungsteile. Das Vorhaben wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Im Zuge des mehrjährigen Projektes wurden nicht nur die Liedbelege und Texte des Bestandes, sondern zusätzlich auch die Notentexte und die Melodien als Audiodateien digitalisiert und online gestellt. Die Sammlung besteht aus etwa 14 000 Liedern. Dabei handelt es sich zum größeren Teil um reine Liedtexte. Etwa für 2000 von ihnen sind auch die Melodien erhalten, die nach Aufrufen in vielen pommerschen Zeitungen aus ganz Pommern an die Greifswalder Forschungsstelle gesendet wurden. So besteht die Sammlung, die im Universitätsarchiv aufbewahrt wird, aus vielen handschriftlichen Dokumenten, die nicht nur digitalisiert, sondern auch mit automatischer Handschriftentexterkennung (HTR) bearbeitet wurden, sodass eine Volltextsuche in den Liedern möglich ist.

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Pommersches Volksliedarchiv
Veranstaltungseintrag

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Dr. Elisabeth Heigl
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