PaludiZentrale begleitet nasse Moornutzung auf dem Weg zum Markt

Die Forschenden werden die neuen Modell- und Demonstrationsvorhaben dabei begleiten, auf Hoch- und Niedermoorflächen den Wasserstand mindestens oberflächennah anzuheben und Paludikulturen (lat. palus: Sumpf, cultura: Landwirtschaft) anzubauen. Eine weitere Aufgabe ist es, die Verwertung der Moorbiomasse in Richtung Praxis voranzubringen. Dafür widmen sich die Projekte „Bewirtschaftung und Biomasseverwertung von nassen Niedermooren in Brandenburg (WetNetBB)“, „Living Lab Teufelsmoor – klima- und naturschutzorientierte Nassbewirtschaftung von Moorböden mit innovativer Aufwuchsverwertung im Landkreis Osterholz (LivingLab Teufelsmoor)“ und „Nachhaltige Erzeugung und Verwertung für Rohrkolben auf Niedermoorstandorten in Niedersachsen (RoNNi)“ in Niedersachsen den Anbaukulturen Schilf und Rohrkolben und den Nasswiesen für die Verwendung zum Beispiel in Baustoffen oder als Energieträger. Das Projekt „Torfmoos-Paludikultur als nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung von Hochmoorböden (MOOSland)“ dreht sich um das Entwickeln von Torfmooskulturen in großem Maßstab für Torfersatz.

Die Wiedervernässung von Moorböden verringert klimaschädliche Emissionen. Zudem lassen sich auf diesen Flächen klimafreundliche, sogar klimapositive und lokal nachwachsende Rohstoffe für eine zirkuläre Wirtschaft als Ersatz für bisher genutzte erdölbasierte Materialien gewinnen. Noch ist der Markt für die Biomasse aus nassen Mooren klein. Die großflächige Wiedervernässung von Moorböden kann jedoch nur mit einer wirtschaftlichen Perspektive erfolgreich umgesetzt werden. Diese Perspektive ist entscheidend, um die Akzeptanz sowohl bei den Landeigentümer*innen als auch bei den -nutzer*innen und in der gesamten Gesellschaft zu fördern.

Deswegen widmen sich die vier MuDs und die übergreifende fachliche Koordination durch das Projekt PaludiZentrale dem Aufbau von Wertschöpfungsketten vom Anbau bis zur Verwertung. Sie zielen dabei auf die Industriezweige Baustoffe, Papier und Faserstoffe, Gartenbausubstrate sowie auf die Energieerzeugung ab. PaludiZentrale sorgt für Austausch und Beratung zur Entwicklung entsprechender Produkte, Rohstoffeigenschaften, Anforderungen und möglichen Hürden nicht nur zwischen den MuDs, sondern auch mit Industrievertreter*innen, Landwirt*innen und weiteren Akteur*innen. So kann sichergestellt werden, dass die Wissenschaftler*innen Daten nach einheitlicher und vergleichbarer Methodik erfassen und übergreifend auswerten können. Dies bezieht sich auf Anbau und Verwertung, auf betriebswirtschaftliche und sozioökonomische Analyse. Ebenso betrifft es das Monitoring der langfristigen ökonomischen und ökologischen Auswirkungen, zum Beispiel wie sich Treibhausgasaustausch, Böden, Hydrologie, Wasserqualität und Biodiversität auf den wiedervernässten Flächen entwickeln. Die Forschenden leiten daraus Empfehlungen ab, unter welchen Rahmenbedingungen Paludikulturen und deren Verwertung in regionalen Wertschöpfungsketten wirtschaftlich lohnend sein können. Darauf folgt der Wissenstransfer in Politik, Praxis und Gesellschaft, der gemeinsam durch die Michael Succow Stiftung und die Universität Greifswald, beide Partner im Greifswald Moor Centrum, umgesetzt wird. Das Projekt PaludiZentrale strebt über das sogenannte „PaludiNetz“ auch die Vernetzung der MuD-Vorhaben mit vier bereits laufenden Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz an, die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) über die Z-U-G gGmbH als Projektträger finanziert und die ebenfalls über zehn Jahre laufen.

Hintergrund: Moore, Klimaschutz und Paludikultur

Für eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung entwässerte Moorböden machen mit 1,3 Mio. Hektar etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland aus. Einmal trockengelegt zersetzt sich der dort gelagerte Kohlenstoff (C) durch den Kontakt mit Sauerstoff (O2) und gelangt als Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre. Entwässerte Moorböden, die unter anderem auch durch die Forstwirtschaft und den Torfabbau genutzt werden, sind so insgesamt für sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen Deutschlands verantwortlich. Der einzige Weg, die Emissionen zu stoppen und noch vorhandenen Torf zu erhalten, besteht in der Wiedervernässung der Flächen. Die sich dann spontan etablierenden oder gezielt angebauten moortypischen Pflanzen taugen zwar zumeist nicht mehr als Futter für Milchkühe oder als Nahrungsmittel, wohl aber als Rohstoff für verschiedene andere Produkte oder als Energieträger. Diese gezielte Nutzung von Moorpflanzen bei gleichzeitigem Torferhalt nennt man Paludikultur (lat. palūs: Sumpf, Moor). Für einen gesellschaftlich akzeptierten, großflächigen Moorbodenschutz ist die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzeptes eine wichtige Voraussetzung. Diese wiederum muss wirtschaftlich und konkurrenzfähig sein. Deshalb ist der Aufbau von Paludikultur-Wertschöpfungsketten eine zentrale Aufgabe im Moorklimaschutz.

Weitere Informationen
PaludiZentrale
PaludiZentrale auf der Website des Projektträgers FNR

Das Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Medieninformation kostenlos unter pressestelleuni-greifswaldde angefordert werden. Bei Veröffentlichung ist der Name der Bildautorin bzw. des Bildautors zu nennen.

Ansprechpartner*innen an der Universität Greifswald

PD Dr. habil. Franziska Tanneberger
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
AG Experimentelle Pflanzenökologie
Telefon +49 3834 420 4137
tanneuni-greifswaldde

Prof. Dr. Volker Beckmann
AG Allgemeine Volkswirtschaftslehre und Landschaftsökonomie
Telefon +49 3834 420 4122
volker.beckmannuni-greifswaldde

 

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