Die neuen Schneckenarten wurden bereits 2016 von den beiden Wissenschaftler*innen während einer Forschungsreise im Norden der Südinsel Neuseelands entdeckt. Nach methodisch aufwendigen morphologischen und genetischen Analysen wurden die Arten als für die Wissenschaft neu erkannt und nun publiziert.
Das durch menschliche Eingriffe in die Natur verursachte massenhafte Verschwinden und Aussterben zahlreicher Arten wird zunehmend auch in den Medien thematisiert. Zugleich ist nur ein Bruchteil aller Arten bisher bekannt. Vor diesem Hintergrund ist die Entdeckung unbekannter Arten von besonderer Bedeutung. So entschlossen sich Dr. Gerlien Verhaegen und Dr. Martin Haase die neuen Arten auch nach prominenten Persönlichkeiten zu benennen. Die Benennung neuer Arten nach bekannten Persönlichkeiten hat für sie zwei wesentliche Aspekte. Zum einen ist dies eine Form des Ausdrucks von Respekt, zum anderen gibt es die Möglichkeit, den Themen Biodiversität und Artensterben im Zusammenhang mit dem anthropogenen Klimawandel zu mehr und vielleicht nachhaltigerer Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Widmungsträger der neuen Arten sind unter anderem Greta Thunberg, Klimaaktivistin und Initiatorin der Bewegung „Fridays for Future“, die dem Kampf gegen den Klimawandel qualitativ und quantitativ eine neue Dimension gegeben hat (Opacuincola gretathunbergae), der Musiker und Komponist Jochen A. Modeß, der als Professor für Kirchenmusik über Jahrzehnte das Kulturleben in Greifswald bereichert hat (Catapyrgus jami), sowie Gareth Farr, ein neuseeländischer Komponist, der in vielen seiner Werke musikalische Traditionen der Maori mit europäisch-westlichen zu einer bemerkenswerten Synthese führt (Obtusopyrgus farri).
Die Schnecken wurden bei der Feldarbeit zur Untersuchung des Anpassungspotenzials einer in Größe und Form sehr variablen neuseeländischen Süßwasserschneckenart, die in weiten Teilen der Welt invasiv auftritt, quasi als Beifang entdeckt. Im Gegensatz zu dieser handelt es sich bei den neu entdeckten Arten um Lebensraumspezialisten. Sie sind nicht einmal drei Millimeter groß und ausschließlich in Quellen und sehr kleinen Bächen zu finden. Zwei von ihnen dürften sogar den Übergangsbereich zum Grundwasser zu ihrem bevorzugten Habitat erkoren haben, wie die Reduktion von Größe, Pigment und Augen nahelegt. Nicht wenige verwandte Arten sind sogar reine Grundwasserbewohner. Die meisten dieser Arten haben eine extrem kleinräumige Verbreitung. Viele von ihnen kennt man nur von wenigen Standorten oder nur aus einem Tal, was sie sehr verwundbar gegen menschliche Eingriffe in die Natur einschließlich des Klimawandels macht.
Weitere Informationen
Die Untersuchungen fanden im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „RESPONSE – Biological Responses to Novel and Changing Environments“ an der Universität Greifswald statt: www.uni-greifswald.de/response
Publikation: Verhaegen G. & Haase M. 2020. All-inclusive descriptions of new freshwater snail taxa of the hyperdiverse family Tateidae (Gastropoda, Caenogastropoda) from the South Island of New Zealand. European Journal of Taxonomy. DOI: https://doi.org/10.5852/ejt.2021.731.1205
https://europeanjournaloftaxonomy.eu/index.php/ejt/article/view/1205
Zu den Medienfotos
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Dr. Martin Haase
AG Vogelwarte, Zoologisches Institut und Museum
Soldmannstraße 23, 17489 Greifswald
Telefon 03834 420 4347
martin.haaseuni-greifswaldde