Futtervorlieben des Dinosauriers Irritator challengeri durchleuchtet

Forschung
Rechte Schädelhälfte des Spinosauriers Irritator challengeri – Bild: Marco Schade
Rechte Schädelhälfte des Spinosauriers Irritator challengeri – Bild: Marco Schade
Digitale Darstellung der linken Schädelhälfte – Bild: Marco Schade
Digitale Darstellung der linken Schädelhälfte – Bild: Marco Schade

Die größten Spinosaurier wurden bis zu 18 Meter lang. Sie waren also sechs Meter länger als der berühmte Tyrannosaurus. Sie waren in der Kreidezeit, der Erdzeit vor etwa 145 bis 66 Millionen Jahren, insbesondere auf der Südhalbkugel weit verbreitet. Dennoch gibt es nur wenige gesicherte Funde von Spinosauriern. Besonders wenige Fossilien sind vom Schädel dieser Saurier erhalten, so dass viele Aspekte der Schädelanatomie bis heute unklar sind. Vom Spinosaurier Irritator challengeri gibt es jedoch einen beinahe vollständig erhaltenen Schädelfund aus der frühen Kreidezeit. Der Fund aus Brasilien ist etwa 115 Millionen Jahre alt. In ihm ist sogar die Gehirnkapsel unversehrt. Computertomografische Untersuchungen zum Aufbau und zur Struktur des Gehirns und der Sinnesorgane geben nun Einblick in die Lebensweise und Futtervorlieben des Sauriers.

Marco Schade von der Universität Greifswald hat zusammen mit Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München (SNSB-BSPG) und Serjoscha Evers von der Université de Fribourg den Hirnraum und die damit assoziierten Sinnesorgane des Spinosauriers mit hochauflösenden Computertomographen (CT) untersucht. Sie durchleuchteten die inneren Strukturen des versteinerten Schädels am Deutschen Herzzentrum München und bei Zeiss Messtechnik in Essingen. Auf Basis der CT-Aufnahmen konnte die Form des Gehirns, dessen umgebendes Gewebe sowie die Bogengänge des Innenohrs rekonstruiert werden.

„Die Form des Gehirns unseres Spinosauriers entspricht der anderer großer Raubdinosaurier. Interessant waren vor allem die Befunde am Innenohr und an einer assoziierten Gehirnregion, dem sogenannten Flocculus. Heute ist die Gehirnregion bei Tieren hauptsächlich dafür wichtig, dass sie ihre Beute mit den Augen fixieren können, wenn sie sich bewegt. Bei Irritator war diese Region deutlich stärker ausgeprägt als bei anderen großen Raubdinosauriern. Das deutet darauf hin, dass das Tier seinen Schädel schnell und präzise bewegen konnte, ohne dabei eine potenzielle Beute aus den Augen zu verlieren. Auch die Struktur des Innenohres weist darauf hin,“ sagt Marco Schade von der Universität Greifswald.

Die Struktur des Innenohrs, welche wichtig ist für Balance und Bewegung, lässt außerdem darauf schließen, dass der Dinosaurier seine lange Schnauze meist stark nach unten geneigt hielt. Dadurch konnte das Tier seine Umwelt im Blick behalten sowie seine Beute besser fixieren und sie mit schnellen und kontrollierten Bewegungen packen. Die Erkenntnisse unterstützen die Theorie, dass Spinosaurier eher kleineren Beutetieren, wie beispielsweise Fischen, nachjagten.


Weitere Informationen
Schade M., Rauhut O. M. W., Evers S. W. (2020): „Neuroanatomy of the spinosaurid Irritator challengeri (Dinosauria: Theropoda) indicates potential adaptations for piscivory,“ in: Scientific Reportshttps://doi.org/10.1038/s41598-020-66261-w 

Lehrstuhl für Paläontologie | Historische Geologie am Institut für Geographie und Geographie der Universität Greifswald
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie (SNSB-BSPG)
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Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Marco Schade
Institut für Geographie und Geologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 17 A, 17489 Greifswald
marco.schadestud.uni-greifswaldde

Ansprechpartner an der SNSB
Prof. Dr. Oliver W. M. Rauhut
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München
rauhutsnsbde

 

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