Entlastung für Pflegekräfte durch digitale Kommunikation mit den Patient*innen

Die Pflege von Patient*innen in Krankenhäusern ist eine außerordentlich komplexe Leistung. Neben den körperlichen Herausforderungen am Krankenhausbett haben die Pflegekräfte hohe Dokumentationsanforderungen zu erfüllen. Zudem legen sie auf den Krankenhausfluren Wege von mehreren Kilometern pro Schicht zurück. Dies kann zu psychosozialen Beschwerden sowie Burnout oder Depressionen beitragen, in deren Folge es zu Dienstausfällen kommt. Dies führt wiederum zu Unterbesetzung und Mehrbelastung der verbleibenden Pflegekräfte sowie Einbußen der Pflegequalität.

„Durch eine komplexe clusterrandomisierte kontrollierte Studie, bei der verschiedene Stationen mit und ohne Einsatz von Helpchat verglichen werden, zum Beispiel hinsichtlich der Laufwege, der Belastung und Zufriedenheit der Pflegefachkräfte und der Patient*innen, wollen wir herausfinden, welche Effekte der Einsatz von Helpchat im Klinikalltag besitzt“, erklärt Juniorprof. Dr. Samuel Tomczyk vom Institut für Psychologie der Universität Greifswald. Die Universität Greifswald ist dabei für die qualitative und quantitative Evaluation verantwortlich. Das Institut für angewandte Versorgungsforschung Berlin übernimmt die gesundheitsökonomische Evaluation.

Im Projekt EDITCare geht es darum, Pflegefachkräfte über ein digitales Instrument zu entlasten und damit die Pflegequalität im stationären Bereich zu verbessern. Im Zentrum steht dabei eine typische Situation im stationären Pflegealltag: Meldet sich ein*e Patient*in über die Patientenklingel, muss der*die Pfleger*in die laufende Tätigkeit unterbrechen, um im direkten Kontakt mit den Betroffenen den Unterstützungsbedarf wie Körperpflege, Verbandswechsel oder Notfall zu ermitteln und die notwendigen Maßnahmen zu veranlassen. Die erforderlichen Laufwege kosten Zeit. Hier setzt die App Helpchat an. Pflegekräfte können den konkreten Wunsch gleich über die App erfahren und brauchen nicht erst zum Bett laufen. Erste Erfahrungen deuten darauf hin, dass der Einsatz der App auch den Arbeitsstress bei den Pfleger*innen verringert. Weitere positive Aspekt sind die Überwindung von Sprachbarrieren und eine spürbare Zeitersparnis.

Die App wurde bereits auf zwei Stationen der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) getestet. Nun wird sie in deutlich größerem Umfang in der UMG, im zugehörigen Kreiskrankenhaus Wolgast und der Universitätsmedizin Rostock eingeführt und wissenschaftlich begleitet.

Die Leitung des Konsortiums liegt bei Prof. Dr. Steve Strupeit, Direktor des Instituts für Pflegewissenschaft und interprofessionelles Lernen der Universitätsmedizin Greifswald. „Kurz gefasst lässt sich sagen: Wir prüfen, ob weniger Laufwege in der Pflege wirklich zu weniger Erschöpfung und letztlich zu höherer Zufriedenheit im Job führen. Neben der Menge der Wege könne durch die App auch die Dringlichkeit besser eingeschätzt werden, auch das trägt vermutlich zu einer höheren Arbeitszufriedenheit bei.“

Projektpartner am Verbundprojekt EDITCare sind:

  • Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Pflegewissenschaft und interprofessionelles Lernen (Projektleitung: Prof. Dr. Steve Strupeit)
  • Universität Greifswald, Institut für Psychologie (Projektleitung: JProf. Dr. Samuel Tomczyk)
  • Universitätsmedizin Rostock, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie (Projektleitung: Prof. Dr. Bernhard Frerich)
  • Institut für angewandte Versorgungsforschung, Berlin (Projektleitung: Dr. Matthias Arnold)
  • Medventi GmbH, Rostock (Projektleitung: Robert Kracht)
  • Techniker Krankenkasse MV (Projektleitung: Lilly Käcker)
  • G-BA Innovationsfonds

Weitere Informationen

Diese Medieninformation hat die Kurz-URL https://ugreif.de/4e67u

Ansprechpartner an der Universität Greifswald 
Projektleitung: Jun.-Prof. Dr. Samuel Tomczyk
Lehrstuhl Gesundheit & Prävention
Robert-Blum-Straße 13, 17489 Greifswald
Telefon +49 03834 420 3812
editcareuni-greifswaldde 

 

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