Digitalisierung statt landesweitem Meldeverzug

Seit kurz vor Weihnachten steht die Übersicht über Corona-bedingte Krankenhaus-Einweisungen in Meck­len­burg-Vorpommern in Echtzeit zur Verfügung. Ein Erlass des Gesundheitsministeriums und eine Software-Lösung der Unimedizin Greifswald haben dem Melde-Verzug ein Ende bereitet. MV ist das erste Land, dass die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz vollständig digitalisiert über eine einheitliche Software erfasst.

Vor rund einem Monat war der Widerspruch nicht mehr zu übersehen: Das Land Mecklenburg-Vorpommern wies eine Hospita­li­sierung von Corona-Patienten aus, die unter der Zahl der Infizierten lag, die alleine in der Greifswalder Unimedizin stationär aufgenommen waren. Ärzte der Unimedizin sowie Fachleute aus den Bereichen Logistik und Technik entwickelten einen Lösungsvorschlag, der im Kern auf einer UMG-eigenen Software basiert. Sie wandten sich mit dem Beleg für die offenkundig falschen Zahlen und ihrem Vorschlag ans Gesundheitsministerium in Schwerin.

Die neue Ministerin Stefanie Drese, zu dem Zeitpunkt noch keine vier Wochen im Amt, entschied sofort: Die Software „Smartimer 360“ wurde umgehend verpflichtend für 37 Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpom­mern, für die Gesundheits­ämter sowie für das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) eingeführt, die Kosten übernahm das Ministerium. Umgesetzt wurde der ehrgeizige Plan bereits zum 20. Dezember. Seit­dem steht die Hospitali­sie­rungs-Inzidenz in Echtzeit zur Verfügung.

Der UMG-Vorstandsvorsitzende Prof. Uwe Reuter betont: „Wenn weitreichende Entscheidungen über das gesellschaftliche Leben auf Zahlen aufbauen, müssen diese zuverlässig sein. Dieses ist jetzt sicher­ge­stellt. Wir haben nun eine komfortable, zeitgemäße und landesweit einheitliche Digitallösung. Dass wir als Universitätsmedizin Greifswald maßgeblich dazu beitragen konnten, freut uns sehr.“

Vorgeschichte

Das bisherige Verfahren war aufwändig: Bei einer stationären Aufnahme eines Corona-Patienten füllte der Arzt das Formular am Rechner aus, wie es das Infektionsschutzgesetz vorschreibt. Wurde der Patient verlegt, etwa von der Intensiv- auf eine Normalstation, wurde das Formular erneut ausgefüllt. Bei Entlassung, Verlegung in ein anderes Krankenhaus oder beim Ableben musste das Dokument ein weite­res Mal ausgefüllt werden. Üblicherweise wurden alle diese Dokumente ausgedruckt und per Telefax an die jeweiligen Gesundheitsämter übermittelt. Dort mussten die Daten erneut erfasst werden, ehe sie an die zu­ständigen Landesbehörden übermittelt werden konnten. So kam es immer wieder zu einem Melde-Verzug, durch den ein völlig verzerrtes Bild der tatsächlichen Lage entstand.

In der jetzt genutzten Software füllen die Ärzte das gesetzlich vorgeschriebene Formular wie immer aus. Alle weiteren Schritte, etwa Verlegung oder Entlassung, werden aber nur ergänzt; die bereits erfassten Inhalte brauchen kein zweites oder drittes Mal eingetragen zu werden. Zudem erfolgt die Übertragung digital. Die Daten der Krankenhäuser stehen den Gesundheitsämtern auf der Smartimer-Datenbank zur sofor­tigen Bearbeitung zur Verfügung. Seit dem 20. Dezember sind keine Faxe mehr erforderlich.

Software

Die Greifswalder Unimedizin hat die Software „Smartimer 360“ ursprünglich entwickelt, um eine schnelle und unkomplizierte Terminbuchung an den eigenen Antigen-Schnelltestzentren zu ermöglichen. Zum prak­tischen Digitalkalender kamen schnell unterstützende Verwendungen, dass etwa das Testergebnis über­mittelt werden konnte. Andere Testzentren übernahmen die Software, auch Hoteliers und größere Arbeit­geber. Die Unimedizin, ihre Tochtergesellschaft KID sowie Rostocker IT-Entwickler bauten das Programm weiter aus, insbesondere für Impfzentren. Auch die Termine der Greifswalder Blutspende und der an der Unimedizin Rostock werden mittlerweile über Smartimer 360 vergeben.

Smartimer 360

Der Name ist eine Kombination aus „smart“ (englisch für „schlau“) und dem in Filmen häufig für Butler ge­nutz­ten Vornamen Mortimer. Smartimer steht für den klugen Helfer, die 360 für die vielfältigen Einsatz­mög­lichkeiten („360 Grad“).

Quelle
Medieninformation der Universitätsmedizin Greifswald (06.01.2022)


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