Die gepanzerten Dinosaurier und ihre Verbindung zur Universität Greifswald – Neue Untersuchungen an alten Knochen beginnen

Forschung

Das zu Lebzeiten etwa zwei Meter lange Tier gehört verwandtschaftlich zu den frühen gepanzerten Dinosauriern, aus denen in den folgenden Jahrmillionen bekannte Gattungen mit ausgeprägter Körperpanzerung und Waffen an den Schwänzen hervorgingen, wie Stegosaurus und Ankylosaurus. Auf Grundlage von etwa 50 fossilen Einzelteilen des Schädels und des restlichen Körpers wurde der bisher einzige Vertreter seiner Art 1990 wissenschaftlich beschrieben. Gefunden wurden die etwa 180 Millionen Jahre alten Fossilien von Emausaurus in jurazeitlichen Sedimenten bei Grimmen. Sowohl die Fundumstände, als auch die wechselhafte Geschichte der Präparation und wissenschaftlichen Bearbeitung, liefern interessante Einblicke in paläontologische Arbeit und die Erdgeschichte Vorpommerns.

„International gilt das Greifswalder Fossil als äußerst bedeutsamer Fund. Neben Emausaurus gibt es weltweit ausgesprochen wenige weitere Funde gepanzerter Dinosaurier aus dem frühen Jura. Die Fossilien von Emausaurus repräsentieren den Holotypus, sind also genau das Material, auf dem diese Art wissenschaftlich basiert. Seine Überreste wurden 1963 in der damals noch aktiven Tongrube bei Klein Lehmhagen, nahe Grimmen, von einem Mitarbeiter gefunden und an den Greifswalder Studenten Werner Ernst weitergegeben“, erklärt Dr. Marco Schade vom Zoologischen Institut und Museum der Universität Greifswald.

Die zahlreichen Knochen befanden sich in einer ovalen Geode von gerade einmal 16,5 Zentimeter Länge. Der Schweizer Hans Wehrli, damaliger Greifswalder Rektor und Leiter des Geologisch-Paläontologischen Institutes, begann kurz darauf mit der Präparation. Neben mechanischen Präparationsmethoden kam auch Ameisensäure zum Einsatz, um kalkhaltiges Gestein vom Fossil zu lösen. Im Jahr 1978 starb Hans Wehrli und konnte die wissenschaftliche Bearbeitung des Dinosauriers, für den er den Namen Polyoposaurus grimmenensis vorgesehen hatte, nie abschließen.

Erst 27 Jahre nach der Entdeckung legte Hartmut Haubold aus Halle an der Saale dann die wissenschaftliche Erstbeschreibung vor. Durch ungünstige Präparationsverfahren und Lagerung waren zu diesem Zeitpunkt bereits die negativen Folgen eisen- und schwefelhaltiger Minerale sowie der Chemikalien, die zur Präparation und Konservierung eingesetzt wurden, deutlich und drohten, den Holotypus von Emausaurus zu zerstören. Eine umfangreiche Neupräparation der bedeutenden Fossilien wurde schließlich vom derzeitigen Kurator der Greifswalder Geologischen Sammlungen, Stefan Meng, organisiert und von 2010 bis 2013 realisiert.

Im aktuellen DFG-Projekt soll der derzeitige Zustand von Emausaurus dokumentiert und mit modernen Methoden untersucht werden. Darüber hinaus sind auch weitere Studien über andere gepanzerte Dinosaurier aus Nord- und Südamerika sowie Asien geplant. Dabei kommen unter anderem MikroCT-Geräte zum Einsatz, um mehr über die verwandtschaftlichen Verhältnisse, ökologische Aspekte (z. B. Nahrungsvorlieben und Kaumechanik) dieser Tiere sowie ihre Evolution und nicht zuletzt die Lebensverhältnisse im Vorpommern vor unserer Zeit in Erfahrung zu bringen. 

Weitere Informationen
Das Projekt Thyreophora, die Paläobiologie der gepanzerten Dinosaurier: ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse, Evolutionsgeschichte und Lebensart hat die Projektnummer 554620748.

Diese Medieninformation hat die Kurz-URL https://ugreif.de/jdvyq

Ansprechpartner an der Universität Greifswald 
Dr. Marco Schade 
Zoologisches Institut und Museum 
Cytology and Evolutionary Biology
Soldmannstraße 23 (Haus 6.1), 17489 Greifswald 
Telefon +49 3834 420 4066
marco.schadeuni-greifswaldde
Marco Schade / Fakultät / Universität Greifswald
Marco Schade (0000-0003-1658-6854) / My ORCID
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