Beute: Anthologie und Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe erschienen

Beute – Die Antologie und der Bildaltas, ©Isabelle-Dolezalek, 2021
Beute – Die Antologie und der Bildaltas, ©Isabelle-Dolezalek, 2021

Von der Antike über die Kolonialzeit bis in unsere Gegenwart: Die Frage der Rückgabe geraubter und enteigneter Kulturgüter ist nicht neu. Die Frage war und ist eng mit allen Kriegen in der Menschheitsgeschichte und mit den damit einhergehenden wechselnden Herrschafts- und Besitzverhältnissen verknüpft. Der antike Geschichtsschreiber Polybios (um 200 v. Chr.) tritt beispielsweise vehement gegen die Zurschaustellung erbeuteter griechischer Kunst in Rom auf, Cicero stellt die Frage, ob die Ankäufe eines sizilianischen Statthalters ohne Zwang vonstattengegangen seien. Auch Petrarca und Goethe haben zu dieser Frage Stellung bezogen, ebenso wie Victor Hugo und Emil Nolde. In der Gegenwart setzten sich unter anderem der afrokaribisch-französische Schriftstelle Aimé Césaire (1913 – 2008), François Mitterrand oder aktuell die Autorin und politische Aktivistin Aminata Traoré aus Mali damit auseinander. Die Anthologie versammelt sechzig Quellen zur Frage, kontextualisiert und analysiert sie. Der Bildatlas veranschaulicht, dass die Geschichte von Kulturobjekten bis heute geprägt ist von Macht- und Überlegenheitsansprüchen.

„Beide Bücher – der Bildatlas und die Anthologie – beleuchten vielerlei Facetten des Sammelns von Kunst- und Kulturobjekten, sie zeigen dass Kunst und Kulturgut oft unter Zwang erworben wurde. Darum müssen sich Europas Kunstsammlungen heute der Frage der Provenienz stellen, wenn sie weiterhin als Stätten des Kulturtransfers und der Wissensvermittlung gelten wollen und nicht als Orte der Machtdemonstration“, erzählt Prof. Dr. Isabelle Dolezalek vom Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald und Mitherausgeberin der Anthologie.

Die Bücher sind im Rahmen des von Prof. Dr. Bénédicte Savoy geleiteten Projekts Translocations entstanden, das an der Technischen Universität in Berlin angesiedelt ist. In dem Projekt untersuchen Wissenschaftler*innen verschiedene historische Momente, in denen Kulturobjekte unter asymmetrischen Machtverhältnissen verlagert worden sind. Sie untersuchen, wie sich Verlust, Austausch und Verlagerung von Kulturgut im kollektiven Gedächtnis von Gesellschaften manifestieren, wem die Objekte gehören und wer ein Recht hat auf ihre Deutung.

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Ansprechpartnerin an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Isabelle Dolezalek
Caspar-David-Friedrich-Institut
Rubenowstraße 2 B, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 3258
i.dolezalekuni-greifswaldde

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