Greifswald goes International
Johanna Mumm
Studium in Greifswald
Humanmedizin
Aktivität im Ausland
Praktisches Jahr, Innere Medizin in Chur (Schweiz)
Zeitraum
07/2024 - 09/2024
Wieso ich ins Ausland gegangen bin?
"Ich arbeite nun schon seit etwa 10 Jahren im deutschen Gesundheitssystem, zunächst als ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin und dann innerhalb des Studiums immer wieder als Famulantin, Blockpraktikantin... . Nun wollte ich die Chance nutzen und auch einmal ein anderes Gesundheitssystem kennen lernen.
Da ich leider nur Deutsch und Englisch spreche, reduzierte sich die Auswahl an Ländern erheblich. Nach reiflicher Überlegung und aufgrund vieler positiver Rückmeldungen habe ich mich für die Schweiz entschieden. Die Berichte, die ich über das Schweizer Gesundheitssystem gehört habe, sind durchweg positiv gewesen: das Arbeitspensum soll, trotz höherer Arbeitszeit besser verteilt sein, die Hierarchien flacher und die Ausbildungsmöglichkeiten intensiver. Und auch eine bessere Bezahlung und Anerkennung der Arbeit waren für mich zusätzliche Aspekte."
Meine spontane Bewerbung
Ich habe mich für die Stelle in Chur relativ spontan beworben (erst 3 Wochen vor Arbeitsbeginn). Dies hat allerdings nur geklappt, weil jemand spontan abgesprungen ist und ich diesen Platz einnehmen konnte.
Da die Schweiz in Deutschland und Österreich so einen guten Ruf hat und natürlich auch die Schweizer Studierenden eine Stelle in den Spitälern suchen, sind die Plätze nur schwierig zu bekommen. Je früher man sich bewirbt, desto eher bekommt man also auch einen Platz. Da ich in der deutschsprachigen Schweiz arbeitete, musste ich keinen Sprachkurs machen und lernte das Schwizerdütsch einfach nebenbei ;) Die Organisation des Visums übernahm für mich die HR Abteilung des Spitals und meine deutsche Krankenversicherung galt auch in der Schweiz. Zusätzlich hatte ich aber noch eine Reisekrankenverischerung abgeschlossen. Das ist aber keine Voraussetzung.
In Chur habe ich in einem der 4 zum Spital gehörenden Wohnheime gewohnt, was jetzt nicht purer Luxus war aber für 350CHF (= 373,41€) im Monat einfach eine gute Geldersparnis sowie eine gute Erfahrung, mit anderen Studierenden zusammen zu wohnen.
Unterschiede im Arbeitsalltag
Anfangs dachte ich naiverweise: "So unterschiedlich zur deutschen Mentalität wird es schon nicht sein". Aber nein! In der Schweiz sind alle Menschen so viel freundlicher, egal ob auf der Straße, im Restaurant oder eben in der Klinik. Dort ist es auch egal, ob Chefarzt/ärztin oder Assistenzarzt/ärztin. Alle sind wirklich freundlich und geduldig. Außerdem wird sich wenig über Nichtigkeiten beschwert, was meiner Meinung nach in einem deutschen Krankenhaus rund um die Uhr geschieht.
Es findet ein Arbeiten auf Augenhöhe statt. Ich hoffe, dass ich dies in meinen Alltag mit nach Deutschland nehmen kann und den Mut aufbringen kann, im Klinikalltag auch für mich einzustehen.
In der Schweiz arbeiten ÄrztInnen 50h/ Woche. Allerdings fühlt sich das überhaupt nicht so an, denn das Arbeitspensum ist viel geringer, als man es von Deutschland gewohnt ist. Es sind deutlich mehr ÄrztInnen angestellt sind und die Pflege übernimmt viele ärztliche Tätigkeiten. Das Wohl der Patienten steht im Fokus. Dies führt meiner Meinung nach zu einer enormen Steigerung der Patientensicherheit und besseren Versorgung, weil weniger Probleme übersehen werden. Vor allem als neuer Assistenzarzt/ärztin wird deine Arbeit regelmäßig supervisiert.
Sprachbarrieren
Anfangs fiel es mir vor allem in den Visiten schwer das Schweizerdeutsch zu verstehen. Bei wichtigen Informationen haben viele anfangs auch Hochdeutsch mit mir gesprochen, was mir den Anfang etwas erleichtert hat. Aber bereits nach der ersten Woche ging es immer leichter und ich verstand viel mehr.
Aufgrund der 4 verschiedenen Landessprachen, gab es auch immer wieder PatientInnen, die nur italienisch oder französisch sprechen konnten. Da die ÄrztInnen aber sprachlich breit aufgestellt waren, konnte die Visite dann trotzdem problemlos durchgeführt werden und mir wurde am Ende das wichtigste übersetzt. Das hat mich wieder motiviert eine zweite Fremdsprache zu lernen!
Besondere Eindrücke
Meine KollegInnen im Spital waren sehr freundlich und haben mich häufig auf Events, zu sich nach Hause eingeladen oder zum Abendessen etc. mitgenommen.
Und natürlich ist Chur und die Umgebung einfach atemberaubend! Auf meinen vielen Wanderungen und Fahrradtouren hatte ich viele tolle Erlebnisse in meiner Freizeit.
Was ich als besonders prägend empfand, war der Umgang mit den PatientInnen, den ich sehr warmherzig wahrnahm. Für jeden Patienten/ jede Patientin wurde sich enorm viel Zeit genommen und ihm/ihr das Gefühl gegeben, dass Fragen, Anregungen oder Sorgen am richtigen Platz sind.
Auch das Spital war eher wie ein Hotel mit grandiosem Essen als ein typisches Krankenhaus, was meiner Meinung nach stark zur Heilung beiträgt.
Meine Ratschläge
Es ist sinnvoll sich möglichst früh zu bewerben.
Wenn ihr flexibel seid, dann kann man sich natürlich auch ganz kurzfristig bewerben und Glück haben. Allerdings gestaltet sich die Organisation drumherum dann vielleicht etwas schwieriger bzw. stressiger. So viel zur allgemeinen Planung.
In der Schweiz wird man als PJler/in bzw. Unterassistent/in (wie es in der Schweiz heißt) besser bezahlt als in Deutschland. Ich habe im Kantonsspital in Chur 1000 CHF (1074€) bekommen. Wenn man dann zusätzlich noch ERASMUS Förderung bekommt und sich ein günstiges Zimmer im Personalwohnheim mietet, dann reicht das Geld auch bei Schweizer Preisen völlig aus.
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