Der Doppelvortrag bildet den Abschluss der diesjährigen Ringvorlesung des IZfG, die sich literarischen, künstlerischen und medialen Darstellungen von Flucht und Geflüchteten widmete. Eva Blome und Heide Volkening werden exemplarische Einblicke in literarische Versuche des 20. und 21. Jahrhunderts geben, Flucht narrativ zu gestalten. Hannah Arendts Essay Wir Flüchtlinge und Ruth Landshoff-Yorcks Kurzporträt Jean Paul Sartre nutzen den Spiegel männlicher Protagonisten und das literarische Spiel mit Pronomen, um von Erfahrungen zu erzählen, die nicht mehr als individuelle Erfahrung verstanden werden können. Dominant erscheint eine männliche Perspektivierung von Flucht in Anna Seghers Roman Transit ebenfalls nur auf den ersten Blick: Das Erzählen mannigfacher Fluchtgeschichten und der Entschluss zur Gemeinschaftlichkeit führen vielmehr zu einem kollektiven und – wie Christian Petzolds aktuelle Filmadaption von Transit betont – überzeitlichen Erleben von Verfolgung und Exil.
Eva Blome ist Juniorprofessorin für Gender Studies im Arbeitsbereich Neuere deutsche Literatur/Literaturtheorie am Institut für Deutsche Philologie der Universität Greifswald. Sie ist außerdem Vorstandssprecherin des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung (IZfG). Ihr aktuelles Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Bildung und sozialer Ungleichheit in literarischen Texten um 1800.
Heide Volkening ist Mitarbeiterin am Institut für deutsche Philologie in Greifswald. An der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sie 2015 ihre Habilitation zum Thema Charakter – Arbeit. Zur literarischen Produktivität des tätigen Menschen abgeschlossen. Seit 2016 ist sie im Vorstand des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung (IZfG) in Greifswald tätig. Gegenwärtig forscht sie zur Prekären Moderne.
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher